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Feierabendgespräch der Citypastoral mit Lena Schaumann
Feierabendgespräch der Citypastoral mit Lena Schaumann

Anfangen hilft – sagte mir immer mein Papa

Lena Schaumann ist Unternehmerin, Nachfolgerin, Speaker und Coach. Sie leitet in vierter Generation ein Möbelhaus – und das mit Begeisterung und Leidenschaft. Im Feierabendgespräch unterhielt sie sich mit Kerstin Leitschuh von der Citypastoral über ihre Gottesvorstellung, ihren Lieblingsort und verriet, was ihre Armbänder bedeuten.

Vertrauen ist ein Wert, der die junge Unternehmerin prägt. An ihrem Arm trägt sie drei Armbänder aus Bali. „Auf einen steht Vertrauen. Sie erinnern mich immer daran, wie wichtig es ist, Vertrauen in die Menschen und in mich selber zu haben.“

Bali ist ihr Kraftort. Einmal im Jahr geht’s für Lena Schaumann für drei bis vier Wochen nach Bali. Dort nehme sie all ihre Lebensenergie her. Sie arbeitet dann von dort aus. „Meine Mitarbeitenden sagen, dass es relativ entspannt sei, wenn ich auf Bali bin. Wenn ich aber zurückkomme, sei es der blanke Horror, weil ich so viele neue Ideen habe“, erzählt sie schmunzelnd. „Auf Bali explodiert mein Gehirn quasi!“

Um sich auf ihren Tag und die anstehenden Aufgaben vorzubereiten, meditiert die positiv gestimmte Unternehmerin jeden Morgen. „Ich möchte damit gut in den Tag starten und meinen Gedanken nachgehen können.“ Die besten Gedanken habe sie in diesen Momenten. „Ich kann dann auch mit unvorhergesehen Dingen ruhiger umgehen.“ Sie merke, wie die Meditation ihr Erdung gebe.

Die Frage nach Gott

„Für mich ist Gott meine Intuition. Die Stimme in mir, die mir sagt: Das ist es jetzt, was Du zu tun hast.“ Die Stimme in ihr sei nicht nur das, was sie denke. „Es ist etwas, das noch tiefer ist“. Damit sie bei sich sein und nachzuspüren kann, brauch sie Zeit. „Ein Tag in der Woche wird geblockt. Das ist mein ‚me-Tag‘ “, erzählt Lena Schaumann. Urlaub allein für eine längere Zeit helfe ihr auch zu lernen, ruhig zu werden und auf sich zu hören.

Lena Schaumann
Lena Schaumann

Der Umgang mit dem Druck der Verantwortung

Es sei ihr großes Glück – so Lena Schaumann - dass sie damit aufgewachsen sei, dass die Familie eine große Verantwortung für viele Mitarbeitende hat. Auch wenn sie den Druck nicht in jeder Sekunde spüre, gebe es auch schlaflose Nächte. „Solange ich aber das Gefühl habe, alles mir Mögliche getan zu haben, lässt es sich gut ertragen.“ Wenn es zu viel wird, geht die junge Unternehmerin gerne raus in die Natur oder gönnt sich eine Massage zum Entspannen. „Das mache ich im Zweifel auch mal ganz spontan.“

Entscheidungen treffe Schaumann sehr schnell. „Ich bin voll der Bauchmensch“, sagt sie von sich selber. „Ich versuche auch bewusst auf meinen Bauch zu hören. Ich glaube, dass die Intuition ein guter Begleiter ist.“ Früher wollte sie immer sehr kopfgesteuert sein, habe aber gemerkt, dass wenn sie ihren Kopf gewinnen lasse, sie das Spiel verliere. Manchmal habe sie auch gar nicht so viel Zeit zum nachdenken. Da lerne man, auf seinen Bauch zu hören.

Kerstin >Leitschuh
Kerstin >Leitschuh

Wofür lohnt sich der ganze Aufwand?

„Ich bin noch nie so gewachsen wie in den letzten drei Jahren“, erzählt sie. Es gab so viele Herausforderungen und Entscheidungen, die getroffen werden mussten. „Das hat mich sehr geprägt.“ Dafür lohne es sich auf jeden Fall. Und man bekomme unheimlich viel von Mitarbeitenden, Kollegen oder Kunden zurück. „Da gibt es so viele Dinge, die Energie geben. Mit gibt es Kraft, dass ich den Unterschied machen kann, auch wenn es nur für meine 110 Leute ist.“ Sie erzählt von der Frau eines leitenden Mitarbeiters, die sich bei ihr bedankte, dass ihr Mann abends nicht mehr gestresst und genervt nach Hause komme, sondern glücklich ist. Und er habe noch Zeit, mit dem Kind zu spielen und bei den Hausaufgaben zu helfen. „Das macht für mich den Unterschied“, freut sich Lena Schaumann.

Unternehmen haben eine Verantwortung

„Unser Beitrag zum Energiesparen ist der Verzicht auf die Öffnung an Montagen ab Oktober“, erzählt Schaumann. Damit spare das Möbelunternehmen Strom und Gas ein. Natürlich habe es auch Solarpanels auf dem Dach und LED-Lampen im Haus. „Nachhaltig ist übrigens auch ein guter Umgang mit den Menschen“, ergänzt sie.
Seit über 20 Jahren engagiert sich das Unternehmen und die Familie mit Spenden für das Kinder- und Jugendheim des evangelischen Diakonissenhauses. „Wir haben auch schon Weihnachtsgeschenke gepackt und vorbeigebracht.“ Es sei wichtig, dass man in der Region etwas mache, aber das Unternehmen engagiere sich auch an anderer Stelle, z.B das Earth Child Projekt in Afrika.

Lena Schaumann
Lena Schaumann

Die Familie

Natürlich hat die Familie bei Lena Schaumann einen hohen Stellenwert. „Ich habe das große Glück, dass meine Familie komplett in Kassel lebt, auch noch alle meine Omis und Opis da sind. Das ist was sehr Schönes, die Familie um sich zu haben.“ Es sei wunderbar, das weiterzuführen, was ihr Uropa vor 110 Jahren begonnen hat.

Ihr Vater hat der jungen Unternehmerin zwei Leitsätze mit auf den Lebensweg gegeben. „Das war einmal ‚Du musst es nur wollen‘ und ‚Anfangen hilft‘.“ Es sei wichtig, erstmal den ersten Schritt zu machen. „Ich habe niemals gedacht, dass ich zu Möbel Schaumann gehe. Das war mir viel zu groß und ich habe gesagt: Das kann ich nicht.“ Irgendwann habe sie dann mal „Anfangen hilft“ gemacht und Stück für Stück festgestellt, dass sie es vielleicht doch könne. Sie sei aber noch viel öfter Tochter, als ihr lieb sei. „Ich glaube ich müsste manchmal noch viel radikaler zu meinem Vater sagen ‚Hey jetzt bin ich gerade nicht Deine Tochter, sondern Geschäftspartnerin.‘ Das klappt bei uns ehrlich nicht so gut“, verrät sie. Sie bleiben immer irgendwie Tochter und Vater. Aber es habe sich in den letzten drei Jahren verändert, früher sei es emotionaler gewesen. „Die Kritik vom Vater ist eben immer die Kritik vom Vater. Bei mir kommt das Kind raus, dass geliebt werden möchte.“

Lena Schaumann
Lena Schaumann

„People first“

Als Lena Schaumann im Unternehmen eingestiegen ist, startete sie als erstes den Kulturwandelprozess „smile“. „Wir haben uns überlegt: Wie wollen wir hier eigentlich zusammenarbeiten“, erklärt sie. „Wo stehen wir und wo wollen wir gemeinsam hin?“

Die Nachfolgerin ist sich sicher: „Die Menschen sind das Allerwichtigste. Wir müssen sie mit ihren Bedürfnissen, Wünschen und Visionen in den Mittelpunkt stellen.“ Daraus können große Dinge entwickelt werden. „Klar, wir müssen Gewinn machen. Das Entscheidende ist jedoch: Wie geht es den Leuten in meinem Unternehmen.“

Sie möchte nicht mehr mit Lieferanten zusammenarbeiten, wo die Menschlichkeit nicht stimmt. „Ich hoffe, dass mir das gelingt.“ Ihr sei es wichtig, sich auch vor Ort die Arbeitsbedingungen anzuschauen und wie mit Mitarbeitenden umgegangen wird. „Wir haben uns durchaus auch schon von Lieferanten getrennt, wo es überhaupt nicht mit unseren Werten vereinbar war.“

Fünf Werte prägen das Unternehmen: Herzlichkeit, Neugier, Flexibilität, Bodenständigkeit und Miteinander. Diese wurden durch die Mitarbeitenden entwickelt und neue Mitarbeitende werden schon im Vorstellungsgespräch damit in Kontakt gebracht. Was steht hinter Herzlichkeit? „Bei uns im Möbelhaus soll man Gast sein und so auch behandelt werden. Dazu gehört mehr als ein ‘hallo’, es ist ein ‘herzlich willkommen’. Es geht um das gewisse Extra mehr.“

Feierabendgespräch mit Lena Schaumann
Feierabendgespräch mit Lena Schaumann

3 Wünsche an die Fee zur Verbesserung der Welt

„Ich würde mir auf jeden Fall neue Schulen wünschen“ – sagt sie ohne zu zögern. „Ich glaube wir könnten viel mehr Individualität der Kinder fördern.“ Dann würde sie sich wünschen, dass wie auf Bali Meditation völlig normal sei und man sie von Kindesbeinen an lerne. „Ich glaube, dass sie unheimlich viel in uns freisetzt.“ Schließlich wünsche sich die quirlige Unternehmerin noch mehr Einheit mit der Natur.

Noch kurz und knapp

Zwischen Stadt oder Land fällt es Lena Schaumann schwer, sich zu entscheiden. Sie wählt die Mitte: „So eine schöne kleine Stadt wie Kassel.“ Sie mag Weihnachten lieber als Ostern, telefoniert im Privaten, nutzt jedoch im Beruflichen lieber die E-Mail. Der Herbst ist ihre Lieblingsjahreszeit und der großen Party zieht sie die Freunde am Küchentisch. Sie mag die Moderne – ohne die Tradition zu vergessen und kann sich zwischen Ahle Wuscht und Grüne Soße kaum entscheiden. Das Rennen macht dann jedoch die Ahle Wurscht.

Die Feierabendgespräche sind eine Kooperation der Citypastoral und Kassel Marketing mit der Galeria. Sie finden derzeit am ersten und dritten Donnerstag im Monat um 17 Uhr in der Eventlounge am Kassel Service Point in der Galeria statt.

Text: Kerstin Leitschuh

Fotos: Nils Kober