Inhaltssuche

Suchen Sie z.B. nach Artikeln, Beiträgen usw.

Personen- und Kontaktsuche

„Die Kernbotschaft des Christentums ist richtig toll.“

Prof. Dr. Andreas Hoffmann ist Kulturmanager und klassischer Archäologe und seit Mai 2023 Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH. Beim Feierabendgespräch der Citypastoral sprach er mit Kerstin Leitschuh über Kultur, Jenseits und den christlichen Glauben.

Dass Kultur und Kirche sehr gut zusammenpassen, davon ist Hoffmann überzeugt: „Johann Sebastian Bach steht wie kein anderer für diese Symbiose von Kultur und Kirche.“ Kirche sei früher wie auch heute noch Förderer, Ermöglicher und Auftraggeber von Kunst und Kirchenmusik. Die Elisabethkirche in Kassel zeige ganz gut, dass Kirche auch heute noch Kulturveranstaltungen ausrichtet. „Kirche ist auch immer noch ein wichtiger Auftraggeber von zeitgenössischer Kunst. Ich denke an den Kölner Dom und Gerhard Richter. Kirche und Kultur müssen nicht viel voneinander lernen, da sie sehr viele Jahrhunderte gemeinsam unterwegs sind.“

Kultur hat heute Relevanz

Für den Kulturmanager zeige Kultur Möglichkeiten, manchmal auch ungewöhnliche Möglichkeiten, mit dem Leben umzugehen. Gerade die documenta zeige, wie spannend, vielfältig und wie faszinierend Kultur immer noch für ganz viele Menschen sei. „Das gilt auch besonders auch für zeitgenössische Kunst. Die Besucherzahlen zeigen, dass Kultur Relevanz hat“, so der Geschäftsführer.

Kultur könne Hochkultur sein, Kultur könne das sein, was wir für kulturell wertvoll halten und es gegen andere Dinge abgrenzen, die wir für nicht wertvoll halten. „Und Kultur ist am Ende natürlich in einem sehr umfassenden Sinn eigentlich all das, wodurch wir unser Leben und unsere Lebensumstände prägen“, so der Kulturmanager.

„Als Christ vertraue ich darauf, dass es irgendwie weitergeht.“

In Ausstellungen und wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigte sich der Archäologe und Kulturmanager Hoffmann immer wieder mit unterschiedlichen Jenseitsvorstellungen. Wie stellt er sich selber dieses vor?

„Als Christ vertraue ich darauf, dass es irgendwie weitergeht“, antwortet Hoffmann schnell. „Für mich ist wichtig, irgendwann an einen Punkt zu kommen, wo gutes Sterben auch bedeutet, einfach anerkennen zu können, dass das Leben auf dieser Welt ein Ende hat und damit sozusagen auch Frieden haben zu können.“ Er erinnert an die Biblische Geschichte vom alten Simeon, der darauf wartet, das Jesuskind zu sehen. Als Simeon das Kind sieht sagt er: Ach, nun ist gut, jetzt kann ich in Ruhe sterben. Mit diesem Gefühl wie Simeon wünsche sich auch Hoffmann, irgendwann auf dieser Welt abschließen zu können.

Kirche in der Gesellschaft

Kirchen prägen nicht nur unser Stadtbild, weil sie im wahrsten Sinne des Wortes ein Hingucker seien. Andreas Hoffmann ist davon überzeugt, dass sie auch im sozialen Bereich, im Dienst am Menschen ein wichtiger Akteur seien. „Von den Kirchen verspreche ich mir in einer Zeit, die immer mehr zum Individualismus tendiert, natürlich auch Mitmenschlichkeit, den Blick auf andere, der den Gemeinsinn vielleicht auch prägen kann.“ Ferner seien sie stark im Bildungssektor wie auch im Kulturbereich. „Kirche spielt über die geistliche und seelsorgerische Funktion hinaus eine sehr starke Rolle. Ich würde schon auch vermuten wollen, dass in einer Gesellschaft, die immer stärker von Unsicherheit geprägt ist, die Kirche etwas anzubieten hat“, sagt Hoffmann.

Menschen sind Geschöpfe Gottes

Für Hoffmann persönlich heißt Christsein im Alltag eine Offenheit und Interessiertheit an Menschen haben. „Ich möchte positiv Menschen gegenüber eingestellt sein, weil sie als Geschöpfe Gottes sind.“ Außerdem sei für ihn die Frage der Nachhaltigkeit und wie wir mit diesem Wunder der Schöpfung umgehen zentral.


Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Citypastoral, Kassel Marketing und der GALERIA. Kerstin Leitschuh redet mit interessanten Personen aus Gesellschaft, Kultur oder Politik über Werte und Welt, Hoffnungen und Haltungen, Glück und Gott.

Text: Kerstin Leitschuh
Fotos: Marcus Leitschuh

Für das eigene Sterben und das seiner Lieben wünscht sich Hoffmann „in diesen Situationen viel Mitmenschlichkeit, viel Empathie zu haben.“ Er glaube, dass rund um das Sterben ein wichtiger Wert verloren gehe. Die Frage, wie wir in unserer Gesellschaft sterben sei auch eine Frage wo wir sterben: In Einrichtungen oder in der Familie?

Pass gut auf dich auf, denn du bist kostbar!

„Gott, das ist für mich sozusagen zweierlei“, sagt der gläubige Christ. „Auf der einen Seite ist es ein Gegenüber, das mir das Gefühlt gibt, nicht alles in der Hand haben zu müssen, weil ich es sowieso nicht kann.“ Außerdem beschäftige ihn das Bild vom Ebenbild Gottes. Dieses bedeute in der heutigen Zeit nicht nur „trau dir was zu“ und „du bist geliebt“, sondern auch „passt gut auf dich auf, denn du bist kostbar“ und „mute dir nicht zu viel zu“.

Für Hoffmann ist das Gebet eine Form des Austausches mit Gott mit langer Tradition und in diese Tradition reihe er sich ein.

„Es ist sehr schade, dass in unserer Gesellschaft diese frohe Botschaft von immer weniger Menschen noch gehört und gewollt ist“, sagt der evangelische Christ. Die Tendenz, dass die Christen in Deutschland immer weniger werden, mache ihm Sorge. „Man fragt sich: Was hat denn die Kirche, was hat Glaube eigentlich in einer Zeit wie dieser anzubieten?“

Entscheidend ist für Hoffmann: „Wenn man als Christ Christsein und einfach die Nähe Gottes erfahren darf, dann ist man von einer tiefen Freude erfüllt.“

„Die Kernbotschaft des Christentums ist richtig toll“

Die Kernbotschaft, also das Produkt, das Christen haben, sei richtig toll. „Vielleicht müsst wir Christen ein bisschen mehr wieder auf das Produkt schauen: Wofür stehen wir, was steht eigentlich im Mittelpunkt?“, gibt Hoffmann zu bedenken. „Und wenn wir das nach außen tragen, dann kann vielleicht dieses sehr starke Produkt auch sehr überzeugend sein.“

Müsste er die christliche Botschaft in einer Drei-Wort-Botschaft formulieren hieße diese: „Liebe. Menschlichkeit. Empathie und viel Unterstützung.“