Beim zweiten Feierabendgespräch sprach Kerstin Leitschuh mit Markus Exner. Er ist Projektleiter der GrimmHeimatNordhessen, Geschäftsführer von Pro Nordhessen e.V., Schauspieler, Regisseur und Theaterwissenschaftler, Schreiner und Möbelrestaurator.
GrimmHeimat
Der gebürtige Münchner lebt seit 10 Jahren in Kassel. „Heimat ist für mich ein Ort, an dem ich angekommen bin“, sagt er. Kassel und Nordhessen seien seine Heimat. Kassel sei zwar „nicht auf den ersten Blick eine schöne Stadt.“ Wenn man sich jedoch mit ihr auseinandersetze, dann entdecke man die Schönheiten. Exner: „Ich habe mich nicht nur in die Region, sondern auch in die Menschen verliebt.“ Er verstehe sogar Kasseläner Platt!
Die Verbindung zu den Brüdern Grimm hat er - wie viele Menschen - schon seit der Kindheit: „Wir sind alle mit den Grimmschen Märchen aufgewachsen“. Als junger Schauspieler habe er v.a. viele Prinzenrollen aus den Märchen gespielt. Mit so vielen Fremdsprachen wir die Brüder Grimm kann er zwar nicht aufwarten, aber mit Bayerisch, Latein (natürlich – wie er betonte), Englisch, Französisch und Italienisch braucht Markus Exner sich nicht verstecken.
Die Frage nach Gott
„Gott ist für mich Zuflucht, Trost, Ansprechpartner, Wegbegleiter“, erzählt Exner. „Ich bin barock-bayerischer Katholik. Ich habe die typische katholische Laufbahn gemacht.“ Er war Ministrant, Oberministrant, Gruppenleiter, Pfarrjugendleiter. „Mit 21 Jahren war ich Bayerns jüngster Pfarrgemeinderatsvorsitzende.“ Auch das Theologiestudium war für ihn eine Option. „Ich habe immer eine Beziehung zu Gott und zum Glauben gehabt. Aber immer in einer lustvollen Art und Weise. Ich bin halt so ein Genussmensch und bei mir muss ein Gottesdienst mit Pauken und Trompeten sein. An der Orgel muss der Organist alle Register ziehen. Und danach ins Wirtshaus. Nicht umsonst ist auf dem Land neben der Kirche immer auch ein Wirtshaus. Das gehört für mich zusammen.“ Schließlich entschied sich Exner gegen das Theologiestudium und für die Schauspielerei. Er gibt zu bedenken: „Beides hat viel miteinander zu tun. Ein guter Gottesdienst ist auch eine gute Inszenierung.“
Die Frohe Botschaft
Christen verkünden die Frohe Botschaft der Bibel. Für Markus Exner ist diese Botschaft „das Geliebtsein, das Angenommensein. Ich darf bei Gott so sein wie ich bin. Ich bin wie ich bin und ich muss mich da nicht irgendwie verändern oder anpassen. Ich bin so geliebt, wie ich bin.“ Dies sei der Auslöser dessen, wie er anderen Menschen begegnen möchte: „Ich kann diese Liebe auch den anderen Menschen entgegenbringen. Ich bin erstmal einem fremden Menschen offen gegenüber und begegne ihm mit der gleichen Liebe, ohne Vorbehalte, ohne Furcht und das ist für mich etwas Wesentliches.“
Kraftquellen
Seine Kraftquellen seien ganz klar die Natur: Wald, Bäume und Grün tun ihm gut. „Dazu noch Bewegung und gute Luft - da entspanne ich und ziehe meine Energie raus“ erzählt Exner. Ferner sei ihm die Begegnung mit Menschen wichtig: „In Coronazeiten habe ich mich immer zum Spazierengehen verabredet. Ich habe mich geärgert, dass zwei Begriffe in der Coronazeit so negativ besetzt wurden: Querdenken und Spazierengehen. Das waren für mich so positive Begriffe.“
Lebendig fühle Markus Exner sich in der Natur und in der Begegnung mit Menschen. „Dann gibt es natürlich noch die Kunst. Ich habe zuhause viele Bilder an der Wand. Ich brauche Gemälde, ich brauche Kunst. Daraus nehme ich ganz viel für mich persönlich.“
Die Theaterwelt
Die „Bretter die die Welt bedeuten“ begleiteten Exner sein ganzes Leben. Dabei fasziniere ihn der Umgang mit Sprache: „Ich habe über das Theater das Lesen gelernt, die Liebe zur Literatur und zur Sprache, das genaue Umgehen mit Sprache“. Theater sei im Grunde nichts anderes wie das Leben in Echtzeit auf der Bühne. Es werden Lebensmodelle oder Probleme auf die Bühne geholt und dort gelebt: En Echtzeit und im Dialog mit dem Publikum. „Als Schauspieler ist mein eigener Körper und die eigene Psyche das Material, mit dem ich arbeite. Ich erlebe an mir Facetten, die ich nicht kenne, oder unterdrücke oder Gott sei Dank nicht auslebe.“
Theater solle unbedingt Werte vermitteln. Markus Exner ist davon überzeugt: „Theater – wie Kunst allgemein - darf Unterhaltung sein, darf provozieren, darf schmerzen, darf den Finger in die Wunde legen.“ Theater bilde und rege zum Diskurs an. Es fordere eine Auseinandersetzung mit einem Thema, mit der Inszenierung mit einem Text.
Melissa Damen von der Musikakademie Kassel "Louis Spohr" begleitete das Gespräch mit ihrer Viola musikalisch.
Die Feierabendgespräche sind eine Kooperation mit Kassel Marketing.