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Neuer Landtagsabgeordneter mit christlichen Wurzeln

Maximilian Bathon wurde im Oktober 2023 bei der Landtagswahl in Hessen direkt gewählt. Der „gewählte Bewerber“, wie er offiziell bis zur konstituierenden Landtagssitzung heißt, war Gast beim Feierabendgespräch mit Kerstin Leitschuh über Gott und die Welt.

Er sitze in dieser Zeit wirklich zwischen den Stühlen, erzählt der Familienvater. Auf der einen Seite habe er noch seinen regulären Beruf, dem er nachgehe. Gleichzeitig gibt es schon die ersten Treffen der künftigen Abgeordneten. „Es gibt ja niemanden, der einen als Abgeordneten ausbildet“, sagt Bathon. „Ich stehe also schon in den Startlöchern, bereite mich auf das neue Amt vor, knüpfe Kontakte, suche mir die Informationen zusammen und möchte mich in den wichtigen Prozess der Koalitionsbildung einbringen.“

Der künftige Landtagsabgeordnete ist davon überzeugt: „Wir leben in einem großartigen Land mit einer Regierungsform Demokratie, die zurzeit viel zu häufig in Frage gestellt wird.“ Für ihn sei es eine Bürgerpflicht diese Demokratie zu stärken und den Menschen eine Stimme zu geben. „Ich möchte berührbar sein, angesprochen werden und die Themen der Menschen zu den entsprechenden zuständigen Stellen, sei es Stadtgesellschaft oder Landesregierung, mitnehmen.“ Davon lebe Demokratie, er sei ein Teil davon und möchte auf diese Weise der Gesellschaft etwas zurückgeben.

Der Bremsenstich war’s

Statt Maschinenbau zu studieren, machte Maximilian Bathon bei einer Krankenkasse eine Ausbildung. Schuld daran war eine Bremse, die ihn in den USA gestochen hatte. „Der Stich hat sich entzündet, ich musste dort ins Krankenhaus, bekam eine Cortisonsalbe und musste 500 Dollar zahlen.“ Er erzählt, dass er zwei Jahre zuvor mit einem schweren Brandunfall in Deutschland im Krankenhaus war. Er zeigte seine Versicherungskarte und alles war erledigt. „Da wurde mir bewusst, wie toll das ist und dass ich dort arbeiten möchte.“ Zunehmend sei ihm dann klar geworden, wie wichtig es ist, dass wir in Deutschland Sozialleistungen haben: „Das ist ein so hohes Gut. Es ist unsere Aufgabe, Menschen, die es sich leisten können, zu unterstützen. Das ist der Inbegriff unserer Sozialpolitik.“

Sein Menschenbild sei christlich geprägt: „Wir versuchen gemeinsam das bestmögliche Leben zu führen. Den Menschen, die das nicht können, greifen wir unter die Arme. Die, die haben, geben.“ So fasst Bathon die Motivation für sein Tun zusammen. Ihm sei klar, dass man nicht alle auffangen können. Allerdings müsse es das Ziel sein, jedem die Chance zu geben, leben zu können.

Das Fundament von allem sei für den Katholiken Bathon das Thema Nächstenliebe. „Jeder Mensch hat Würde, muss als Individuum betrachtet werden und ist einer von uns. Es gibt nicht die und wir.“ Es hänge nicht daran, welchen Glauben man habe. „Am Ende sind wir alle Menschen“, betont er.

Dass die Kirchen für eine Gesellschaft nicht verzichtbar sind, davon ist Bathon überzeugt. „Ich glaube, die Menschen kommen in Krisenzeiten zurück zur Kirche, auch wenn nicht unbedingt in Mitgliedschaften.“ Er glaube, dass Menschen sich nach Orten sehnen, wo man Gemeinschaft spüre, merke, man ist nicht allein. „Das kann Kirche leisten.“ Aber er gibt zu bedenken, dass die Kirche an Wert verliere, wenn wir im Wohlstand leben. Die aktuellen Krisen können durchaus wieder Menschen motivieren, sich für eine Gemeinschaft und für ein großes Ganzes zu engagieren.

Eine Hauptaufgabe der Kirche sei der caritative Zweck, den sie für Bathon erfüllen müsse. Er erwarte von der Kirche, dass sie mit den Menschen mitgehe und sich mit der Gesellschaft weiterentwickle.

Engagiert Euch!

Maximilian Bathon ist mit Engagement in Vereinen großgeworden: „Ich kenne es nicht anders.“ Deswegen glaube er daran, dass Vereine und Kirchen der Kit der Gesellschaft seien und diese auch wieder zusammenbringen können. „Da kann ich nur auffordern: Engagiert Euch!“ Er gibt zu bedenken, dass jeder Verein, der sterbe, nicht neu gegründet werde. „Wir brauchen Menschen, die andere mitreißen und Spaß dabei haben, den Laden zusammenzuhalten.“ Es brauche immer wieder neue Vorbilder, die vorangehen und andere mitziehen.

Zwischen save space und Diskussionsort

„Die Familie hat in der Zeit des Wahlkampfes etwas gelitten“, erinnert sich Bathon, der Vater einer kleinen Tochter ist. Gleichzeitig sei die Familie auch ein wichtiger Unterstützungsfaktor gewesen. „Ich weiß nicht ob es bei den Bathons zuhause eine politikfreie Zone gibt“, scherzt er. „Aber das Zuhause war natürlich ein ‚save space‘. Da durfte ich mich auch mal ärgern, wenn was nicht so gut lief.“ In der Familie wird aber auch viel kritisch diskutiert. Das zeichne sie aus. Bathons Vater ist selbst in der Politik aktiv und damit auch sein Vorbild: „Ich dachte immer: Wow, der kann ja da richtig was bewegen. Da möchte ich mich auch engagieren.“ Sein Vater habe ihn dann auch mit in den Ortsbeirat genommen um Politik „von der Pike auf zu lernen.“ Und bis heute sei es für ihn „eins der schönsten Parlamente“, in dem er sitze. „Da kümmern wir uns um das, was die Menschen vor Ort bewegt.“ Das er selbst nun in der Politik Verantwortung trage und für andere Menschen Entscheidungen treffen darf, sei ein tolles Gefühl.

Vor dem Wahlkampf hat Bathon Elternzeit genommen und mit seiner Familie aufgetankt: Sechs Wochen lang schipperte er mit Frau und Tochter auf der Ostsee. „Das war eine total tolle Zeit“, schwärmt er. „Es ist toll, dass dies in unserem Land möglich ist.“ Die kleine Familie hatte so nochmal eine intensive gemeinsame Zeit, bevor er in den Wahlkampf eingetaucht ist. Man müsse immer wieder was Neues wagen und auch mal neue Ufer erkunden – das sei eine Erkenntnis, die der Familienmensch aus der Elternzeit auf dem Boot mitnehme: „Anker hoch, Segel raus, losfahren, vertrauen und schauen was kommt.“ Diese Einstellung ziehe sich durch sein Leben.

Bathon ist katholisch und war Ministrant

Maximilian Bathon ist katholisch aufgewachsen, war als Ministrant in der Kirchengemeinde Sankt Familia engagiert. „Auch wenn ich Weihrauch überhaupt nicht ausstehen kann“, bekennt er schmunzelnd. Die Gemeinschaft verschiedener junger Menschen, die auch gemeinsame Freizeit verbrachten, sei toll gewesen. In dieser Zeit prägte ihn sehr der dortige Pfarrer Harald Fischer, der ihn und seine Frau dann später auch getraut hat. „Wenn Harald Fischer den Raum betritt, kommt Ruhe rein.“ Er kenne die Menschen, ist einfach Teil der Gesellschaft und strahle für Bathon enormes Gottvertrauen aus. Kirche sei für Bathon heute ein Ort, der Menschen zusammenführe und ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen könne.

Und Gott? „Gott ist für mich der Ort, den ich gedanklich immer wieder zurückkehre, wenn ich nicht mehr weiterweiß“, sagt Bathon sehr bestimmt. „dann kehrt in mir ein Urvertrauen und Ruhe ein und weiß, was mein richtiger Weg ist.“ Er glaube daran, dass es eine höhere Macht gebe, die uns leite und den Weg zeige. „Auch wenn nicht mit allem einverstanden bin, was die katholische Kirche macht“, gibt er zu. „Aber das Christentum gibt mir das Verständnis von dem, was richtig ist und ist ein guter Wegbegleiter.“

Die schrecklichen Nachrichten in der Welt berühren den jungen Politiker oft sehr. „Das ist vor allem dann, wenn auch Kinder betroffen sind.“ Das seien harte Momente, in denen er sich frage, wo sein Platz sei. „Ich kann das große Problem nicht lösen. Ich kann versuchen, im Kleinen etwas zu bewegen.“ Bei den großen Problemen fühle er sich manchmal machtlos. „Da habe ich auch kein Rezept dafür, außer Gottvertrauen zu haben.“ Hoffnung mache ihm auch seine kleine Tochter. „Wenn ich sehe, wie sie ihre ersten Schritte macht und läuft, weiß ich, es geht weiter und es gibt Gutes in der Welt.“

Die Feierabendgespräche sind eine Kooperation der Citypastoral, Kassel Marketing und der GALERIA.

Text: Kerstin Leitschh
Fotos: Lars Reichert