Der große Rahmen am Tor zur Aue. Da wo einst das Theater stand, bietet der Rahmen der Landschaft eine Bühne. Wie bei einem perspektiven Bühnenbild wird der Blick auf den zweiten Rahmen gelenkt, der dann plötzlich nur einen Ausschnitt der Landschaft zeigt. Fast wird die Landschaft zum Postkartenmotiv. Dieser Rahmen kann unseren Blick also konzentrieren. Eine Erfahrung, die wir vor allen Dingen dann machen, wenn wir direkt vor diesem Kunstwerk stehen, wenn wir den Weg vor den zweiten Rahmen gehen. Doch der Rahmen schafft noch etwas Anderes: Er lenkt den Blick auch in die Weite.
In der Bibel in Psalm 18 steht ein wunderbares Kompliment an Gott: „Er führte mich hinaus ins Weite.“ Gott will nichts eng werden lassen. Da wo Gott ins Weite führt, dürfen wir nicht in unseren eigenen engen Mauern verharren. Es gilt den Blick weit werden zu lassen, Ziele zu sehen, zu denen man sich in Bewegung setzen will. Ins Weite führen lassen heißt, sich nicht im Kleinklein zu verkriechen und nicht zufrieden zu geben mit dem Hier und Jetzt. Dieses Kunstwerk ist ein Rahmen für die Schönheit und zugleich eine Öffnung in die Weite. Und so ist das immer auch mein Wunsch und Gebet: Bitte, weite auch Du auch meine Augen. Schenke mir die Weite im Blick. Im Herzen. Im Handeln. Führe mich auf meinem Beinen, mit meinen Händen, mit meinem Fühlen und Denken hinaus ins Weite.
Text: Kerstin Leitschuh