Im Feierabendgespräch mit Kerstin Leitschuh von der Citypastoral gab Kai Georg Bachmann, Geschäftsführer des Regionalmanagement Nordhessen, Einblicke in seinen Lebensweg, seine Wertvorstellungen und sein Verständnis von Verantwortung, Glauben und gesellschaftlichem Engagement. Der gebürtige Nordhesse mit bewegter Berufsbiografie sprach über seine Wurzeln, seine Familie und die Überzeugungen, die ihn durch sein Leben leiten.
"Heimat ist natürlich irgendwo der Ort, wo man seine Wurzeln als allererstes geschlagen hat. Ich habe auch das Glück, dass mein Elternhaus in Wickenrode immer noch von meiner Schwester bewohnt wird. Also sind die Wurzeln dort auch immer noch fest verankert und ich bin auch regelmäßig dort."
Prägend ist für den evangelischen Christen der Pfarrer seiner Heimatgemeinde, der zu seiner Konfirmationszeit dort war. Bis heute ist er ein enger Freund geblieben und hat viele wichtige Stationen in Bachmanns Leben begleitet:
"Mit dem verbindet mich bis heute eine große Freundschaft. Er hat alle unsere Kinder getauft, er hat uns in Starnberg getraut, hat meine Mutter und auch meinen Vater beerdigt“, erzählt er. „Das ist schon eine ganz feste Bezugsgröße für mich immer geblieben."
Verantwortung übernehmen und Spuren hinterlassen
Auf die Frage nach dem roten Faden in seiner vielfältigen beruflichen Laufbahn – vom Ingenieur der Elektrotechnik über den Bundeswehroffizier und Bürgermeister bis zum Regionalmanager – erläutert er seine innere Motivation. Schon früh zeigte sich sein Engagement: Mit 18 Jahren übernahm er bereits Verantwortung als Jugendwart bei der Jugendfeuerwehr.
"Ich wurde immer angetrieben, Dinge zu bewegen, Verantwortung zu übernehmen, auch irgendwo herausgefordert zu sein, Probleme zu lösen“, beschreibt er seine Motivation. „Eine Karriere bei der Bundeswehr bringt das von Tag eins an mit sich. Gerade die offizielle Laufbahn. Man lernt sehr schnell Verantwortung zu übernehmen, wird immer wieder mal auf eine höhere Stufe geschickt und muss sich wieder bewähren."
Christliche Werte als Lebensfundament
Obwohl Bachmann "nicht jeden Tag die Bibel liest", sind für ihn die christlichen Grundwerte von großer Bedeutung für sein Leben und Handeln. Auf die Frage nach den drei wichtigsten Botschaften des Christentums antwortet er:
"Nächstenliebe und Vergebung. Und ich glaube, was wir alle brauchen, ist Hoffnung. Und wenn man die nicht verliert, selber bereit ist zu vergeben, dann wird einem vielleicht auch mal leichter vergeben. Wir alle machen Fehler. Und Nächstenliebe ist auch der Respekt vor Menschen, mit denen man vielleicht mal auch eine Auseinandersetzung hatte und dann wieder zusammenzufinden."
Familie als Quelle der Hoffnung
In Zeiten, in denen viele Menschen hoffnungslos sind und Angst vor der Zukunft haben, findet Bachmann Hoffnung vor allem in seiner Familie. Mit fünf Kindern – vier Jungen zwischen 9 und 18 Jahren sowie einer zweijährigen Tochter – erlebt er täglich, wie neue Generationen frei von Vorurteilen heranwachsen.
Glaube und Transzendenz im Leben eines Ingenieurs
Auf die persönliche Frage, was Gott für ihn bedeutet, antwortet Bachmann nachdenklich und reflektiert auch seinen Hintergrund als Ingenieur. Er beschreibt seine Vorstellung von Gott als "die transzendente Macht dessen, was man nicht fassen kann" – ein Konzept, das er durch seinen katholischen Religionslehrer kennenlernte, der mit seinen Schülern intensiv Religionskritik diskutierte.
Gemeinschaft in digitalen Zeiten
In einer zunehmend digitalisierten Welt bleibt für Bachmann das persönliche Miteinander unersetzlich.
"Das Gemeinsame entsteht, wenn Menschen sich in echt treffen.“ Er ist überzeugt, dass Menschen immer Gemeinschaft brauchen werden - "sonst werden sie krank" - sei es im Alter, in Kindertagen oder im Berufsleben. Dabei sieht er keinen grundsätzlichen Widerspruch zwischen Individualität und Gemeinschaft: "Das ist nicht unbedingt der Gegensatz, sondern man muss vor allen Dingen immer sagen: Pass auf, das ist dein Einzelinteresse, aber auch dir geht es besser, wenn wir uns hier in der Gemeinschaft an der einen oder anderen Stelle organisieren."
Innovation und Tradition: Zwei Seiten derselben Medaille
Auf die Frage nach dem Verhältnis von Innovation und Tradition betont Bachmann, dass beides zusammengehört und sich gegenseitig bedingt:
"Wir brauchen beides. Und wenn wir nicht bei den Innovationszyklen auch nach vorne denken: Das, was vielleicht heute innovativ ist, ist in 100 Jahren etwas, woraus man eine Tradition macht. Das, was heute Tradition ist, war auch mal Innovation."
Die Feierabendgespräche sind eine Kooperation der Citypastoral, von Kassel Marketing und der GALERIA.
Text: Kerstin Leitschuh
Fotos: Marcus Leitschuh
Besonders wichtig ist ihm dabei die Arbeit mit Menschen, nicht für ein Unternehmen, das auf maximalen Profit ausgelegt ist, sondern das Gemeinwohl:
"Dinge zu bewegen, um irgendwo eine Spur zu hinterlassen, aktiv sich einzubringen, das treibt mich an. Und auch wenn die Stationen durchaus unterschiedlich sind und Kompaniechef einer Instandsetzungskompanie nicht direkt mit der Geschäftsführung Regionalmanagement zu vergleichen ist, gibt es eine gewisse Gemeinsamkeit."
Der innere Kompass: Werte und Bauchgefühl
Als seinen inneren Kompass beschreibt Bachmann ein Werteverständnis, das vom Leistungsprinzip geprägt ist, aber immer mit dem nötigen Respekt und Empathie. Mit zunehmendem Alter verlässt er sich auch stärker auf sein Bauchgefühl – nicht als bloße Intuition, sondern als Ergebnis von Erfahrung und Wissen.
"Ich bin ein Freund von einem gewisses Leistungsprinzip, aber auch immer mit dem gehörigen Respekt. Wenn ich eine Fußballmannschaft nehme oder auch ein Team in einem Unternehmen: Es sind nicht alle Mittelstürmer, es schießen nicht alle die Tore, aber sie brauchen am Ende ganz viele Fähigkeiten, damit das Ganze funktioniert."
Wichtig ist ihm dabei die Erkenntnis, dass Menschen unterschiedlich sind und gerade in dieser Vielfalt eine Stärke liegt:
"Ich muss auch einfach akzeptieren, dass der oder diejenige vielleicht einfach anders tickt als ich. Aber genau darin liegt in dieser Diversität liegt auch die Chance."
"Gott ist Hoffnungsspender“, sagt er „Das, was wir uns mit dem menschlichen Verstand nicht erklären können, muss ja, sage ich übrigens auch als Ingenieur, irgendwo seine Zusammenhänge finden. Und das ist,“ so glaubt Bachmann „so viel größer als unser Verstand.“
Er geht immer wieder gerne zum Nachdenken in Kirchen als Orte der Ruhe und des Nachdenkens. „Ich spreche dann auch die Dinge im Gebet an, wo ich den Eindruck habe, da hilft mir weder meine Frau noch meine Intelligenz. Dadurch ist es noch lange nicht gelöst. Aber es hilft."
Kritischer Blick auf die Kirche und ihre Rolle
Trotz seiner Verbundenheit mit dem christlichen Glauben blickt Bachmann auch kritisch auf die gegenwärtige Situation der Kirchen. Er vermisst manchmal die dienende Funktion, die für ihn zum Pfarramt gehört – ähnlich wie bei Offizieren oder Bürgermeistern. Anhand konkreter Beispiele aus seiner Zeit als Bürgermeister während der Flüchtlingskrise kritisiert er, wenn kirchliche Vertreter zu sehr als Wirtschaftsakteure auftreten.
Demokratie verteidigen und gestalten
Als ehemaliger Bürgermeister betont Bachmann die Bedeutung demokratischer Prozesse, auch wenn diese manchmal mühsam sind. Er zitiert sinngemäß den bekannten Ausspruch:
"Demokratie ist irgendwie nicht perfekt, aber das ist wahrscheinlich im Moment das kleinste Übel oder das Beste, was uns eingefallen ist."
Er appelliert an die demokratische Mitte, wieder mehr Hoffnung, Zuversicht und Perspektiven zu vermitteln, anstatt sich im "Kleinklein zu verfangen": „Wir müssen uns als demokratische Mitte fragen, wie wir es denn mal wieder schaffen, den Leuten Hoffnung, Zuversicht, Perspektive und Plan zu vermitteln."